Ein weiterer Schlag in die Weichteile des Internets (Update: kino.to für Wiener UPC Kunden gesperrt)

Dieser Beitrag wurde vor 12 Jahren veröffentlicht und ist daher möglicherweise nicht mehr auf den neuesten Stand.

Schon im Herbst 2010 klagte die VAP (Verein für Antipiraterie) den Internetbetreiber UPC, da UPC die Seite kino.to nicht sperren wollte.
Jetzt im Mai gab es ein Update dazu. Nun ratet mal, so wie es scheint haben die VAPler dieses mal gewonnen (einstweilige Verfügung).

Bei dieser Klage geht es um die Seite kino.to, dabei handelt es sich um ein Portal, welches nichts anderes als eine Linkseite zu diversen Filmen ist, die Seite streamt keinen Film oder hat auch keine Filme auf ihren eigenen Server. Die Seite verlinkt lediglich auf andere Seiten. (Daher ist auch das Argument welches vor Gericht verwendet wurde eigentlich ungültig, dort argumentierte man damit, dass die Seite diverse Filme streamt, das ist jedoch nicht der Fall).
kino.to zu sperren, ergibt also keinen Sinn, da die einzelnen Videos weiterhin im Web sind.

UPC wurde nun in einer einstwiligen Verfügung dazu verdonnert, die Seite zu sperren.
Was heißt das nun? – Selbst wenn kino.to für dich uninteressant ist, betrifft es trotzdem jeden, da es Sperren von Seiten nicht geben darf und dies Zensur ist. So funktioniert das Internet nun mal nicht, dafür ist es nicht gedacht.
Dass nur UPC verklagt wurde liegt daran, dass man eine Präsedenzfall schaffen wollte um zu sehen wie es ausgeht. Wenn es für die VAP(ler) gut ausgeht, dann werden die anderen Internetprovider und andere Internetseiten folgen.

Nachdem die VAPler es nicht geschafft haben die Seite komplett offline zu nehmen (warum auch, wenn sie nur Links enthält?), zeigen sie nun mit den Finger auf die Internetprovider, da diese dafür „verantwortlich“ seien. Ein Internetprovider ist jedoch nicht verantwortlich für den Inhalt diverser Seiten, das war er noch nie und wird er auch nie sein, da ein Provider auch keinen Einfluss auf den Inhalt hat.
Wenn der Internetprovider nun Seiten sperren muss, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es eine Kettenreaktion auslöst, danach können Seiten wegen jeden Grund gesperrt werden.

Seit über einen Jahrzehnt gibt die Contentindustrie die Schuld ihres Verlustes an andere weiter, seit mehreren Jahren werden diese auf ihre veralteten Geschäftsmodelle aufmerksam gemacht, jedoch ignorieren sie diese. – Nur weil die Contentindustrie unfähig ist ihre „Firma“ zu leiten, sollen andere dafür bezahlen? Wo kommen wir denn da hin?

Leider hat die Contentindustrie viel zu viel Einfluss in die Politik, dadurch schaffen sie es, dass man sogar auf Festplatten bis zu 50 Euro als „Urheberrechtsabgabe“ zahlen muss.
Demnach zahlt man also bereits eine Pauschale weil „die Möglichkeit besteht, dass man illegal geladene Musik und Filme darauf speichert“. Leider kam die Industrie mit diesen Argument tatsächlich durch.
Hätte ich eine Firma die Software programmiert und verkauft, dann würde ich jetzt auch vor Gericht gehen und eine generelle Abgabe auf Festplatten verlangen, immerhin „könnte“ man ja meine Software illegal downloaden und auf der Festplatte speichern.

Ok, wir zahlen also derzeit pauschale Urheberrechtsabgaben auf: Audio-Kasetten/VHS (eher uninteressant heutzutage), Drucker, MP3-Player, CD/DVD Rohlinge, USB-Sticks, SD-Karten und seit kurzem auch auf Festplatten, nur weil die „Möglichkeit besteht“, dass man darauf illegal downgeloadeten Inhalt abspeichern könnte.
Ich würde diese Gebühren als Freigabe für das illegale Downloaden sehen. Warum? Immerhin zahle ich zwangsweise Geld an diese Leute und ich weiß nicht wieso, also muss man natürlich auch was nehmen für die bezahlten „Produkte“ (Ich gehe schließlich auch nicht in ein Geschäft, bezahle ein Produkt und lasse das Produkt dort liegen, wer macht das schon?)

UPDATE, 28.05.: Kino.to für Wiener UPC Kunden gesperrt!
Der Seitenbetreiber hat bereits auf die richterliche Anordnung reagiert (bereits 1 Tag nach der Pressemeldung seitens der VAP) und stellt eine alternative Domain zur Verfügung, nämlich: moviestream.to

Generell empfiehlt es sich auf Proxyserver oder andere VPN Dienste, etc. umzusteigen, wenn man eine „unerreichbare Seite“ erreichen will.
(Beispiel: TORproject)

Ich bezweifle sehr stark, dass sich das ganze durchsetzen wird, und die Seite wieder freigegeben wird, derzeit kann man aber nur abwarten (und mit alternativen Methoden die Sperre umgehen – btw. diese Sperren mit Proxies oder anderen DNS zu umgehen ist vollkommen legal, da es sich einfach nur um Systemeinstellungen handelt, mehr nicht).

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